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Neue Musik - Sinnvoll oder chaotisch?

Warum ist Neue Musik so wie sie ist?
„Brauchen“ wir diese Musik überhaupt?
Wo liegt ihr tieferer Sinn?


Diese und ähnliche Fragen wurden beim ersten Forum des Schuljahres 2004/2005 am 10.11.2004 in der Aula diskutiert.

„Wir wollen hoffen, dass Sie uns diese Dinge heute Abend verständlicher machen!“ Mit diesen Worten beschloss der Vorsitzende des Vereins „Freunde und Förderer des Marianums e.V.“, Thomas Bolz, seine Begrüßung, nachdem Schulleiter Dr. Lothar Schöppner die Referenten des Abends vorgestellt hatte:
Der Fuldaer Komponist Michael Quell – gerade aus Wien zurückgekehrt von der Uraufführung eines neuen Werkes (die FZ berichtete) – hat sich in Deutschland und darüber hinaus einen Namen als Komponist Neuer Musik gemacht. Seine Werke, die nach seinem Kompositionsstudium bei Rolf Riehm an der Frankfurter Musikhochschule entstanden, sind in Konzertprogrammen der neueren Musikszene immer wieder zu finden. Jürgen Weber, Oberstufenleiter des Marianums und – wie Michael Quell – Musiklehrer, hatte den Part des Moderators übernommen.

Inwieweit kann ein Kopfsalat eine künstlerische Botschaft vermitteln, wenn er von einem Aktionskünstler der 70er-Jahre mit gewissen „Regieanweisungen“ in marodem Zustand unter Plexiglas präsentiert wird? Oder kann der Zuhörer wirklich „verstehen“, was ein Musiker ihm „zuspielt“? Dies waren die Ausgangsfragen des Abends.

Die „Emanzipation der Dissonanz“ ist seit über 400 Jahren ein Streitpunkt unter ausübenden Musikern und Rezipienten.

Die Referenten stellten die musikgeschichtliche und gesellschaftlichen Entwicklung dar und die zahlreichen Zuhörer erfuhren an konkreten Musikbeispielen mit Beamerpräsentation des Notenmaterials die kommunikativen Probleme, die mit der Rezeption von Musik, besonders Neuer Musik verbunden sind.
 
Viel Aktivität und Initiative wird da vom Hörer abverlangt, wenn er sich mit Tongebilden auseinandersetzen soll, die höchst komplex und dem Ohr nicht unbedingt wohltuend sind.

Worin kann der Sinn solcher Kompositionen liegen? „Visionen“ werden vom Komponisten in Töne gesetzt, allerdings häufig mit der Konsequenz einer völlig neuen Tonsprache, die den Zuhörern zunächst unverständlich erscheint. Schönbergs Zwölftonmusik, serielle Stücke eines Olivier Messiaen rufen noch heute bei vielen Zuhörern Unverständnis hervor. Kommunikationsprobleme sind vorprogrammiert „weil nur der Künstler selbst weiß, was hinter der Fassade ist“ -  formulierte ein Mitglied des Auditoriums.

Unser aktueller Kulturbetrieb müsse – so Michael Quell – mehr auf das allgemeine Bedürfnis nach Neuerungen eingehen: „Wir wachsen in einem Museum auf.“  In progressiverer Umgebung könne der Mensch an den neuen Strukturen auch als Subjekt wachsen, könne die eigentliche Frage der Kunst und der Neuen Musik nach dem Sein schlechthin in dieser Zeit wieder neu thematisiert werden. Auch Neue Musik dient in besonderem Maße dazu, „hinter die Oberfläche der Dinge“ zu schauen. Dies schien dem Auditorium in sehr angenehmer Atmosphäre bei Sekt und Brezeln wohl eingeleuchtet zu haben. Alles in Allem ein sehr anregender Abend mit interessanten Standpunkten.