OB-Kandidaten Dr. Rhiel und Prof. Dr. Dehler zu Gast am Marianum
"Schule", "Ausbildung" und "Umwelt" waren die Schwerpunkte, die der Fuldaer Oberbürgermeisterkandidat der CDU, Dr. Alois Rhiel, Anfang 1998 in der Aula des Marianums mit Schülern und Lehrern erörterte.
Dr. Rhiel war im Rahmen der neu konzipierten Gesprächsreihe "Forum Marianum", die versucht Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Kultur in die Schule zu bringen, zu Gast. Er stellte sich und sein Wahlprogramm vor und äußerte sich zu Fragen und Anliegen der Schüler.Nach der Begrüßung durch Studienleiter Jürgen Weber erfuhren die versammelten Schüler der Jahrgangsstufe 12 zunächst ein paar Daten zum Lebenslauf von Dr. Rhiel. Er wurde 1950 im Marburger Land geboren und besuchte die Stiftsschule in Amöneburg, eine dem Marianum ähnliche katholische Privatschule. Nach dem Studium der Volkswirtschaft und der anschließenden Promotion war er verschiedentlich in Wirtschaft und Kommune tätig. Von 1984 bis1989 war Rhiel, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, bereits Bürgermeister der Stadt Fulda, von 1989 bis 1991 Regierungspräsident in Gießen und sei 1991 ist er im Vorstand der Firma Tegut tätig. Der gläubige Katholik Rhiel, der bereit ist, einen hochdotierten Managerposten für seine Kandidatur aufzugeben, ist darüber hinaus in vielen Ehrenämtern u. a. in der Kirche tätig.
Rhiel ist der Meinung, daß in der Politik Menschen gebraucht würden, die wüßten, wovon sie reden. Ein Leben in Hülle und Fülle sei für ihn nicht der Sinn des Lebens, denn er wolle seine Fähigkeiten zum Wohle der Gemeinschaft einzusetzen. Dies seien auch die Gründe, warum er sich von seinen Parteifreunden dazu bewegen ließ, möglicher Nachfolger von Dr. Hamberger zu werden.
Zum ersten thematische Schwerpunkt "Schule, Ausbildung, Beruf" betonte Dr. Rhiel erneut seine Anhängerschaft zu Privatschulen wie dem Marianum, da hier die unverzichtbaren christlichen Grundwerte vermittelt würden. Deshalb werde er sich darum bemühen, den Zuschuß aus dem Fuldaer Haushalt für die Privatschulen zu sichern. Er sprach sich für eine Reform der hessischen Schulen aus, wobei mehr die individuelle Begabung der Schüler beachtet werden müsse. Durch Schulabschlüsse solle auch versucht werden, die Integration von jungen Russlanddeutschen zu beschleunigen. Die Schulpolitik an sich müsse aber dynamischer werden, was u. a. durch Lehrerrotation innerhalb und zwischen Schulen geschehen könne. Er plädierte für qualifizierte Abschlüsse der Schüler auf einer angemessenen Stufe, um sie auf die jeweiligen Berufsgruppen zu verteilen. Desweiteren bräuchten wir Zukunftstechnologien in Fulda, und die vielen kleinen vielversprechende Unternehmen in Fulda müßten gefördert werden, um die vielen arbeitslosen Jugendlichen in Fulda wegzubekommen. Er hat das Ziel, daß kein junger Mensch arbeitslos ist oder Sozialhilfe empfängt.
Der nächste Schwerpunkt hieß "SV", und stellvertretend stellte nun Schulsprecher Christian Schwedes die Fragen bzw. trug Anliegen der SV vor. Das erste betraf die Radwege in Fulda, besonders innerhalb des Schulviertels, doch Dr. Rhiel, der die Problematik nicht ganz begriff, konnte keine konkreten Antworten geben. Danach kam man auf das Thema Drogen an Schulen
zu sprechen und auf die Einrichtung eines Sicherheitsnetzwerkes für betroffene Schüler, wobei diese nicht bestraft werden sollten, sondern es müsse ihnen geholfen werden, wieder von den Drogen wegzukommen. Für Dr. Rhiel, der sich gegen die Legalisierung sogenannter Designerdrogen, wie in manchen Großstädten vorgeschlagen, aussprach, hängt das Drogenproblem mit der Sinnfrage des Lebens zusammen und er ist der Meinung, daß Leistung in der Gesellschaft, Lob und Teamarbeit vor Drogen schützen würden.
Letzter Schwerpunkt war das Thema "Umwelt, Verkehr, Zukunft", und Dr. Rhiel trennte zunächst die den Individualverkehr und die den öffentlichen Verkehr betreffende Politik. Programmpunkte seien Parkplatzvergrößerung am Stadtrand und weiter Verbesserung des angeblich schon verbesserten Busverkehrs. Auf die vielen Fragen der Schüler zu dieser Thematik konnte Dr. Rhiel kaum Antworten geben. Abschließend betonte er noch, wie wichtig ihm der Dialog mit der Jugend und mit den Bürgern allgemein sei, weshalb er im Falle seiner Wahl ein Bürgerbüro im Stadtschloß einrichten wolle. Auch nach seiner Wahl wäre er jede Zeit bereit, wieder zu kommen und sich den Fragen und Anliegen der Schüler zu stellen.
Die ausschließlich von Oberstufenschülern und einigen Lehrern besuchte Veranstaltung wurde von Uwe Heller am Klavier musikalisch begleitet.
(Holger Kemmerzell)
Professor Dr. Joseph Dehler, der Oberbürgermeisterkandidat des Wahlbündnisses "Gemeinsam für ein starkes Fulda", diskutierte am Donnerstag, den 12.2.98, mit Schülern und Lehrern des Marianum über die Themen "Schule, Ausbildung, Beruf", "SV", "Umwelt, Verkehr, Zukunft" sowie "Stadtplanung, Stadtentwicklung"
Dr. Dehler wurde 1944 in Marbach geboren und wuchs in Lehnerz auf. Nach einer Berufsausbildung und Tätigkeit im Hotelfach holte er auf dem 2. Bildungsweg das Abitur nach. Anschließend studierte er Sozialwesen, Erziehungs-, Gesellschafts- und Politikwissenschaften sowie Psychologie in Frankfurt, wo er als Diplompädagoge abschloß. Auf den "Doktor der Philosophie" folgten verschiedene Lehr- und Hochschulämter. Von 1982 bis 1994 war er der dienstälteste, von Studenten und Hochschullehrern gewählte Rektor einer hessischen Fachhochschule. Seit 1994 ist Prof. Dr. Dehler für die hessische Landesregierung tätig und derzeit Regierungsbeauftragter für Innovation und Technologieentwicklung.
Zu der Frage, warum er sich für das Amt des Oberbürgermeisters von Fulda bewerbe führte der Oppositionskandidat aus, daß er noch vor zwei Jahren niemals angestrebt habe, ein politisches Amt zu übernehmen. Außerdem betonte er, keine parteipolitische Laufbahn aufweisen zu können. Als jedoch die drei Fuldaer Oppositionsparteien (SPD, CWE, Grüne) an ihn herangetreten seien und ihn gebeten hätten, sich für das OB-Amt zur Verfügung zu stellen, habe er sich entschlossen zu kandidieren, weil er von der "engstirnigen Parteipolitik der Stadt Fulda" entsetzt sei. Des weiteren ist Dehler der Überzeugung, daß die derzeitige Stadtregierung "zukunftsweisende Aufgaben" nicht genügend ernst nehme. Daran müsse sich seiner Ansicht nach etwas ändern. Gleichzeitig hob Prof. Dr. Dehler hervor, daß er als ehemaliger Rektor der FH Fulda besonders für den Hochschulstandort Fulda eintreten wolle.
Nach diesem persönlichen Statement folgte das erste Schwerpunktthema "Schule, Ausbildung, Beruf", wobei die Jugendarbeitslosigkeit, derzeit sind im Kreis Fulda etwa 1300 Jugendliche unter 25 Jahren ohne Arbeitsplatz, einen besonderen Stellenwert hatte. Ein qualifizierter Schulabschluß und eine abgeschlossene Berufsausbildung seien, so Dehler, besonders wichtig, um eine Anstellung zu bekommen. Insbesondere die Jugendlichen am Aschenberg müßten in ein Arbeitsverhältnis gebracht werden. Weiterhin möchte sich der OB-Kandidat für zusätzliche Arbeitsplätze in der Dienstleistungsbranche einsetzen. Auch der Mittelstand und das Handwerk müßten künftig mehr gefördert werden. Derzeit herrsche eine "Kraut- und Rübenpolitik", was die Ansiedlung von Unternehmen betreffe. Deshalb müsse Fulda "ökonomisch nach außen promoviert werden".
Anschließend trug der Schulsprecher des Marianums, Christian Schwedes, dem Oberbürgermeisterkandidaten die Anliegen der Schülervertretung vor. Zunächst machte er Prof. Dr. Dehler darauf aufmerksam, daß die Kooperation zwischen dem OB und dem Stadtschülerrat in der Vergangenheit eher unbefriedigend gewesen sei, worauf Dehler versicherte, dies verbessern zu wollen. In diesem Zusammenhang äußerte Prof. Dr. Dehler, ihm liege der Kontakt zu den Bürgern sehr am Herzen, und er erwäge, ein Kinder- und Jugendparlament nach dem Vorbild des Vogelsbergkreises einzurichten.
Des weiteren machte der Schulsprecher auf die unzureichenden Radwege, gerade im Fuldaer Schulviertel, aufmerksam und schlug gleichzeitig eine Verbesserung der Busfahrpläne und des Verkehrsnetzes vor.
Schließlich folgten noch die beiden Schwerpunktthemen "Umwelt, Verkehr, Zukunft" und "Stadtplanung, Stadtentwicklung", auf die jedoch aus Zeitgründen nicht mehr ausführlich eingegangen werden konnte. Prof. Dr. Dehler möchte Parkhäuser am Stadtrand bauen und ein neues Verkehrsleitsystem schaffen, um ein geringeres Verkehrsaufkommen im Innenstadtbereich zu erzielen und den ÖPNV zu stärken. Außerdem sprach sich Dehler für alternative Energieformen aus, z.B. Windräder in der Rhön, die aber gleichzeitig naturverträglich aufgestellt werden müßten. Auch der von vielen Schülern geforderte Nachtbus ließe sich nach dem Transitysystem leicht realisieren. Zum Thema "Stadtentwicklung" sagte Dehler, daß die Textil- branche in Fulda immer ein industrieller Schwerpunkt gewesen sei und es auch in Zukunft bleiben solle. Auf die Frage, wie er als OB reagieren wolle, wenn sich die Mehrheitspartei bei Entscheidungen querstellen sollte, da er als ein SPD-Oberbürgermeister einer CDU-Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung gegenüberstehe, entgegnete Prof. Dr. Dehler, daß er dem mit einer bürgernahen Politik entgegentreten wolle. Allgemein betonte er, daß er jetzt keine Versprechungen machen wolle, die später nicht eingehalten werden könnten.
An der zweistündigen Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Forum Marianum", die von den beiden Gemeinschaftskundelehrern Herr Westerhoff und Herr Dr. Post moderiert wurde, nahmen die gesamte Jahrgangsstufe 12 sowie einige Schüler der 11. und 13. Klasse teil.
(Anja Röder)