In nur einer Nacht entstand ein französischer Bestseller
Franck Pavloff diskutierte mit SchülerInnen des Marianums
Am 25. September 2003 begegneten die SchülerInnen der Klasse 11a sowie die des Französisch-Leistungskurses der Jahrgangsstufe 12 dem aus Grenoble stammenden Autor Franck Pavloff, den ich zu seiner ersten Lesereise nach Deutschland eingeladen hatte. Seine nur 11 Seiten umfassende Novelle „Matin brun“ (dt. „Brauner Morgen“), für die der Autor auf sein Honorar verzichtet hat, ist in Frankreich im vergangenen Jahr zum Bestseller avanciert und wurde bereits über 600.000 Mal verkauft und in mittlerweile 13 Sprachen übersetzt.
Schnell schwanden bei den SchülerInnen sämtliche Berührungsängste, die französische Sprache wurde zunehmend weniger zu einer Barriere, Pavloff machte es ihnen in seiner sympathischen Art leicht, ihre Fragen zu der zuvor im Französischunterricht im Original bearbeiteten Lektüre zu stellen und zu diskutieren.
So erfuhren die zumeist jungen Leser viel über den Hintergrund des Stückes sowie Pavloffs persönliche Erfahrungen in seinen zahlreichen Engagements.
Er habe „Matin brun“ innerhalb von einer Nacht geschrieben als eine Art „Protestschrei“ gegen die Entscheidung eines bürgerlichen Abgeordneten, sich mit den Stimmen des rechtsradikalen Front National zum Präsidenten der Region Rhône-Alpes wählen zu lassen. An die Spitze der Verkaufszahlen gelangt sei das Werk im vergangenen Jahr, als bei den Präsidentschaftswahlen Le Pen im ersten Wahlgang neben Chirac die meisten Stimmen erhalten habe. Wie den Protagonisten seiner Novelle sei damals besonderes jüngeren (Nicht-)Wählern klar geworden, wie gefährlich Desinteresse und Gleichgültigkeit werden könnten.
Schmunzeln löste die von Pavloff zitierte Warnung seiner bulgarischen Großmutter „Lade niemals den Teufel an deinen Tisch ein, er wird dich nicht mehr loslassen“ aus. Auf die häufig gestellte Frage „Was können wir denn tun“? ermunterte Pavloff die SchülerInnen, Initiative zu ergreifen, wachsam zu sein, sich vor allem nicht zu enthalten und sich bewusst zu werden, dass sie mit ihrem (Anders)Denken nicht allein seien. Seine Fähigkeit, sich mitzuteilen, liege im Schreiben, bei anderen sei es zum Beispiel die Musik.
Eine längere Diskussion löste das Thema „Kinderprostitution“ aus, das der Autor in seinem auch ins Deutsche übersetzten Jugendroman „Prostitution. Verkaufte Kinder in Asien.“ anspricht. Dort thematisiert Pavloff seine Erfahrungen, die er bei seiner Arbeit für Hilfsorganisationen wie „Terre des hommes“ und „Médecins sans frontières“ (Ärzte ohne Grenzen) gesammelt hat.
Ausdrücklich forderte Pavloff die Jugendlichen auf, die Chance, die ihnen Europa biete, zu nutzen, um viel zu reisen, andere Menschen kennenzulernen, um damit die „Angst vor dem Anderen“ zu überwinden, die in Rassismus münden könne.
Franck Pavloffs Auftreten wurde mit großem Beifall belohnt und die SchülerInnen legten Wert darauf, ihr eigenes Exemplar von „Matin brun“ vom Autor signieren zu lassen.