Literatur live - Walter Stapper im Marianum
Der Münchener Schauspieler, Rezitator und Sänger Walter Stapper gab den Schülern der Oberstufe des Marianums im September 2007 die Gelegenheit, Literatur und Musik einmal etwas anders zu erleben.
Er zeigte den Schülern mit Walter Mehrings „Kantate von Krieg, Frieden und Inflation“ ein 12-minütiges Lehrstück darüber, wie Faschismus entstanden ist und entstehen kann. Weitere Texte von Tucholsky, Toller, Brecht und anderen Schriftstellern des Exils vermittelten den Schülern ein eindrucksvolles Bild des deutschen Faschismus, der mit der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 und den „Aktionen wider den undeutschen Geist“ die Fratze der Intoleranz gezeigt hat. Schon Heinrich Heine hatte 100 Jahre vor dem NS-Staat orakelt, dass man dort, wo man Bücher verbrenne, am Ende auch Menschen verbrennen werde. Auschwitz hat den Deutschen und der Welt gezeigt, dass dies keine hohle Phrase war, sondern in letzter Konsequenz der Logik des NS-Staates entsprach. Im Mittelpunkt der 90-minütigen Vorstellung vor den Schülern der Jahrgangstufe 13 stand das Leben, Leiden und Sterben des Schriftstellers Erich Mühsam, der vom Kaiserreich, der Weimarer Republik und den Nazis verfolgt und 1934 im KZ Oranienburg gefoltert und ermordet wurde. Am Schluss zitierte Stapper den Schriftsteller Erich Kästner und gab den Schülern den Rat , dass man den Schneeball zertreten müsse, ehe er zur Lawine werde. Heinrich Heine, der „Emanzipator des Fleisches“ wie Stapper ihn nannte, und Dichter des „Wintermärchens“ war Thema einer Veranstaltung für die Jahrgangsstufe 12. Stappers Heine-Programm „... und Zuckererbsen für jedermann“ befasst sich vor allem mit dem politischen Dichter des Vormärz und des Neuen Deutschlands, der aus dem französischen Exil kritisch und spöttisch die deutschen Verhältnisse geißelt.