Zum Hauptinhalt springen

Die Stufe 12 in den Jahren 2000 und 2001 beim Wettbewerb “European Youth Parliament”

Was ist das EYP?

Das Europäische Jugendparlament (EYP) ist eine überparteiliche Organisation und wurde 1987 gegründet. Dreimal im Jahr finden Debatten statt, an denen Jugendliche aus allen Mitgliedstaaten der EU teilnehmen können. Die Parlamentssprachen sind Englisch und Französisch. Innerhalb der einzelnen Länder finden sogenannte Auswahlwochenenden statt an denen entschieden wird, welche Gruppen zu den internationalen Versammlungen fahren. Ziel des EYP ist es Jugendlichen einen Gedankenaustausch zu europäischen Fragestellungen zu ermöglichen. Außerdem soll der Kontakt zwischen Jugendlichen aus verschiedenen Staaten gefördert werden.

Unsere TeilnehmerInnen im Jahr 2000 waren: untere Reihe von links: Astrid Vogel, Christina Müller, Andrea Jordan, obere Reihe von links: David Wollmann, Lore Kotzmann, Eva Lichtenhofer, Andreas Kremer, Tobias Kollmann, Maximilian Staubach und Sonja Wehner.

Es war ihnen anfangs etwas unbehaglich zu Mute doch von ihrem Aufenthalt in Wiesbaden kehrten sie voller Begeisterung zurück. Mit neun weiteren Schülergruppen aus ganz Deutschland wetteiferten sie vier Tage lang im Hessischen Landtag um die besten politischen Anträge und Resolutionen.

Bereits Wochen vorher hatten sich die Schüler im Unterricht auf verschiedene Europathemen vorbereitet. Unsere Gruppe hatte sich mit dem Einfluss des Internets auf die Jugend beschäftigt.

Nach der Ankunft in Wiesbaden an einem Donnerstag in den Ferien fand zuerst ein gemeinsames Treffen in der Jugendherberge statt. Dadurch lernten sich die Teilnehmer untereinander kennen und verloren durch kleine Theaterstücke, die sie aufführten die Scheu vor dem Sprechen und voreinander.

Am  Wochenende stellten dann alle Schülergruppen ihre selbsterarbeiteten Thesen  dem Plenum vor. Gewöhnungsbedürftig war zunächst auch der Auftritt in Sakko und Schlipps.

So genannte Observer, junge Beobachter, sowie der Vorsitzende des European Youth Parliaments Pio Smith bewerteten den Verlauf der Debatte, den Vortrag, die Inhalte sowie die Sprache, es durfte nur Englisch oder Französisch gesprochen werden.

In der Resolution der Delegation des Marianums ging es um Gewalt, Extremismus und Kreditkartenbetrug im Internet und was man dagegen tun kann. Nach dem Vortrag wurde diskutiert. Mit ihren Kursen hatten sich die Schüler in den Wochen zuvor bereits schon Gedanken über die Kritik an den Thesen der anderen Teilnehmer gemacht. Dennoch ging es in den Kleingruppen heiß her. Nach den Debatten im Plenum wurde dann abgestimmt über die jeweilige Resolution, die des Marianums wurde angenommen, gehörte jedoch nicht zu den Gewinnern, die nach Stockholm und Oxford fahren durften.

Für die Teilnehmer war es nach eigener Aussage eine sehr lehrreiche Veranstaltung, die die Sichtweise verändere, die Diskussionsfähigkeit fördere, gegenüber neuen Themen toleranter und liberaler und die Politik wesentlich interessanter mache.

Im Jahr 2001 waren es:
untere Reihe von links: Isabelle Ritz, Sabrina Lingenfelder, Claudia Illik, Susanne Mader, Steffen Polny, Johann Welk, obere Reihe von links: Daniela Fulde, Sabine Luft, Eva-Kristin Bätz und Mark Mattingly

Herausforderung in vielerlei Hinsicht
Gespannt und auch ein bisschen aufgeregt standen drei jungen und sieben Mädchen des Marianums am Fuldaer Bahnhof und warteten auf den Zug, der sie zur elften Auswahlsitzung des Europäischen Jugendparlaments in Deutschland (EYP) nach Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) bringen sollte. Zwei Monate zuvor hatten die Jugendlichen eine Bestätigung bekommen, dass ihr Team zu den zehn Gewinnern unter fast 70 Bewerbern zählte.

Wochenlange Vorbereitung unter den vom EYP vorgegebenen Themen: Industrie, Außenhandelsbeziehungen, Forschung und Energie - in Bezug auf die EU - lagen zu diesem Zeitpunkt bereits hinter ihnen. Die nötige Unterstützung bekamen sie von ihrem Lehrer, Eugen Weber, der bereits mit zwei Teams an den Auswahlverfahren in Bonn (1996) und Wiesbaden (2000) teilgenommen hatte. Außerdem wurden sie dankenswerterweise vom Förderverein des Marianums und der Schule selbst gesponsert, damit ihre Kosten nicht zu hoch wurden.

Debatten in Fremdsprachen
Außer dem Erstellen einer eigenen Resolution mit Forderungen und Änderungsvorschlägen in den beiden Parlamentssprachen Englisch und Französisch mussten die Schüler des Marianums auch die Resolutionen der neun weiteren teilnehmenden Schulen bearbeiten. Das bedeutete Verteidigungs- und Angriffsreden verfassen, Kritikpunkte erstellen und Fragen formulieren, was für die politisch eher Unerfahrenen eine neue Herausforderung war.

In Schwerin angekommen, wurden die etwa 120 Teilnehmer aus Dresden, Aschaffenburg, Aachen, Frankfurt/Oder, Potsdam, Altdorf, Hamburg, Eisenach und Mannheim von den Organisatoren empfangen und zur Jugendherberge direkt am Schweriner See gebracht. Gleich nach der Ankunft wurden alle Gruppen getrennt und neu zusammen gewürfelt, um sich beim anstehenden “Teambuilding” schneller kennenzulernen. Zusammen mit ihren “Chairs” (Gruppenleiter) musste sich jede “Seminargroup” ein Theaterstück ausdenken bevor der Abend am Lagerfeuer gemütlich ausklang. Der zweite Tag bestand aus einer Diskussion über die Frage: “Jugend 2001: Utopien tot, Ideologien tot, Engagement tot?”, wobei sich bereits die unterschiedlichen Einstellungen und Meinungen der Jugendlichen heraus kristallisierten.

Die eigentliche Debatte (General Assembly) begann schließlich am Samstag im Schweriner Landtag. Im großen Plenarsaal wurden die Jugendlichen von der Vize-Präsidentin des Landtages Mecklenburg-Vorpommern, Renate Holznagel, dem Mitglied des Europäischen Parlamentes, Prof. Dr. Alfred Gomolka, sowie dem Vorsitzenden des Europäischen Jugendparlaments in Deutschland, Christoph Gottschalk herzlich begrüßt. Nach einer kurzen Vorstellung der einzelnen Komitees eröffnete der Präsident, ein Mitglied der Organisatoren die Debatte.
Am besten man machte alles auf einmal: zuhören, mitschreiben, Fragen stellen und beantworten und das alles auf Englisch oder Französisch. Das Team vom Marianum merkte schnell, dass sie es hier nicht mit Anfängern oder Desinteressierten zu tun hatte, sondern mit sprachlich gewandten kleinen Politikern, die teilweise sogar mit Laptop ausgerüstet an der Debatte teilnahmen.

Jede Schule stellte ihre Resolution vor und nach einer ausführlichen Diskussion wurde abgestimmt, ob die dargelegten Forderungen angenommen oder abgelehnt wurden.
 
Das Komitee des Marianum konnte sich glücklich schätzen, seine Resolution (Europa solle sich bei der Lösung von Weltkrisen verstärkt einbringen und über den Hebel des Außenhandels Menschenrechtsinteressen durchsetzen) wurde verabschiedet. Nach diesem anstrengenden Tag gab es einen großen Empfang im Landtag mit Wein und Kaviar. Und abends wurde in der Jugendherberge weiter gefeiert. Dementsprechend müde waren die Delegierten, als der zweite Teil der “General Assembly” angegangen wurde.

Zum Schluss Europahymne
Um 14.30 Uhr war am dritten und letzten Tag alles vorbei und die Jury gab in der “Closing Ceremony” bekannt, dass die Komitees aus Hamburg und Potsdam gewonnen hatten. Mit “standing ovations” verabschiedete sich das EYP und die Europahymne, “Freude schöner Götterfunke”, beendete die elfte Auswahlsitzung des EYP in Deutschland.

Das Team des Marianums war sich einig darüber, dass das EYP eine gute Gelegenheit für Jugendliche ist, sich an der Politik zu beteiligen. Es gehört jedoch eine Menge Geduld dazu, um die oft langwierigen Debatten “auszusitzen”.

Isabelle Ritz